Wenn Steine ins Rollen kommen....

Alles begann in Mexiko, 1996, als sich Livia und Andrea kennenlernten und den gemeinsamen "Dörflitraum" träumten. Wir träumten davon, ein kleines Ruinendorf zu kaufen, dies herzurichten um schliesslich in einer Gemeinschaft als Selbstversorger zu leben, mit einfachsten Mitteln.

Mal schienen wir unserem Traum sehr nahe, dann wieder weit weg, aber er war immer da und veränderte sich auch mit unserem Älterwerden und unseren Erfahrungen.

Im Jahre 2002, nach zwei Jahren Jurtenerfahrung als Andreas Wohnsitz, flammte der "Dörflitraum" in einer neuen Form auf. Wie wäre es, ein ganzes Dorf von Jurten zu bauen, um in den Sommermonaten Kinder- und Familienlager durchzuführen?

So machten wir uns an die Arbeit. In einer schlecht heizbaren, kleinen Werkstatt, ausgerüstet mit Handschuhen und Mütze, bauten und nähten wir im Winter 2002/03 fünf Jurten. Das war die Voraussetzung um das Jurtendorf ins Leben zu rufen.

Im Sommer 2003 stand es zum ersten Mal während zwei Monaten in Finsterwald (LU) auf einer schönen Wiese zwischen Wald und Bach.

Während den Kinder- und Familienlagern spürten wir, wie sehr das Bedürfnis bei vielen da ist, für eine Zeit in die Stille der Natur zu treten, den Puls der Erde spüren, und mit einfachen Mitteln zu leben.

Während des nächsten Sommers, das Jurtendorf war inzwischen gewachsen, verbrachten wir 10 wunderbare Wochen in Waldibrücke. Eine sehr schöne, liebevolle Stimmung herrschte im Jurtendorf und viele BesucherInnen bestärkten uns darin, an diesem Projekt weiter dran zu bleiben.
Als es schliesslich im September darum ging, die Zelte wieder abzubrechen und für den Winterschlaf einzulagern, konnten wir uns das gar nicht vorstellen. Warum nicht ein nomadisierendes Jurtendorf? Zu fünft beschlossen wir, einen Versuch zu starten, das Jurtendorf ganzjährig zu beleben.
So verbrachten wir den Winter in Küssnacht am Rigi, arbeiteten am wintertauglichen Ausbau der Jurten und auch daran, eine Form zu finden, wo sich alle in der Gemeinschaft wohl fühlen. Bis zum Frühling hatten wir es geschafft alle Jurten zu isolieren und mit Ofen auszurüsten, damit wir auch in der kälteren Jahreszeit Gruppen aufnehmen können. Und so ging es im April auch gleich los mit Kinderlagern, nachdem wir von Küssnacht nach Huttwil umgezogen waren.

Die Saison 2005 war sehr streng und lehrreich. Wir durchlebten sehr schwierige Zeiten im Team und machten schliesslich gemeinsam einen Ablösungsprozess durch, wo wieder jeder Einzelne seinen ganz persönlichen Weg fand. Livia trennte sich Ende August vom Jurtendorf, nachdem sie merkte, dass sie noch auf lange Reisen gehen möchte. So auch Jörg. Wir beendeten die Zeit in Huttwil also zu zweit.

Für die Saison 2006 ergab sich ein Team von 7 Personen. "Das Hauptdorf" stand in Huttwil. Ein schöner grosser Kreis von 13 Jurten schmückte die Wiese. Von Mitte Mai bis Mitte Juni verbrachten wir, mit einem Teil des Dorfes eine tolle Zeit in Martigny, wo wir in Zusammenarbeit mit dem Centre Loisir mit arbeitslosen Jugendlichen 4 Jurten bauten. 9 m und 4 m aneinandergekoppelt und 2x 5 m.
Während dann in Huttwil Instrumentenbaukurs, Kinderlager und Familienlager auf dem Programm standen, zogen wieder 7 Jurten ins Graubünden, wo auch viel los war.
Eine bewegte, hektische Saison ging Ende August zuende.

Und zum ersten Mal verschlug es uns in die französischsprechende Schweiz, nach Develier im Jura. Vom Juni bis September 07 verbrachten wir auf einer typischen Jurawiese. Eine wundervolle Saison erlebten wir als Team und auch mit allen BesucherInnen. Ein echtes Geschenk war diese Zeit! 

Eine sehr Besucherreiche Saison verbrachten wir in Bumbach im Schangnau vom Mai bis Okt. 2008. Auch diese Saison wieder wunderbar, schöne Kontakte mit den Nachbarn und der Gemeinde, hilfreiche Hände bei Schwierigkeiten und eine vielzahl verschiedener Kurse, und Lager. Der Platz direkt an der Emme, unterhalb dem märchenhaften Wald.... es hatte uns so sehr gefallen, dass wir im 2009 und 2010 gleich noch mal dorthin zurückgingen und damit schon fast ein wenig sesshaft wurden.

Von Jahr zu Jahr war das Jurtendorf etwas mehr ausgebaut worden, in der Saison 09 kamen für die Jurten der 4 Elemente Holzböden dazu und auch stand zum ersten mal unsere schöne, neue "Ushida" (7.5m Seminarjurte mit Holzboden) im Kreis des Dorfes.

Mehr und mehr wuchs der Wunsch nach einem festen Standort. Ein Ort, wo es auch möglich war mit dem Platz zu wachsen und zu arbeiten.

Und dann fand sich die Gemeinde Luthern, die offen war füre unser Projekt und uns für die nötigen Schritte mit den Behörden ihre Unterstützung zusicherte... und schliesslich der wunderbare Platz ganz hinten im Tal, der wie auf uns zu warten schien...


Im Herbst 2010 war also der grosse Umzug angesagt. Alles Material wurde wieder zurück über die Emme in ein Zwischenlager gebracht, alle Gärtli, Kräuterspiralen, Steinkreise, ... aufgelöst. Der Platz verriet nur noch durch die runden Grasnarben, dass da in den letzten drei Jahren das Zuhause des Jurtendorfes war.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge nahmen wir Abschied vom Platz, dem wunderbaren Zauberwald, den liebgewonnenen Nachbarn.... auf in eine neue Ära...

Und dann standen die Verhandlungen mit den Behörden im Vordergrund. Wo wir zuerst dachten, dass bis ende Jahr 2010 alles soweit klar sein sollte, dass ein fliessender Übergang entsteht und die Nächste Saison wie immer im Mai gestartet werden kann, zeigte sich dann, dass das alles etwas länger dauert. Der ersten Enttäuschung folgte ein verstehen, dass es wohl grad gut ist so. Langsam hier ankommen, den Platz kennenlernen, erspüren, was wo entstehen will.... und vertrauen, dass alles seine guten Wege nimmt, und das Jurtendorf hier ein richtiges Zuhause kriegt, wachsen und aufblühen kann...

 

und es kam alles wie erhofft. Die "Sonderbauzone Jurtendorf" wurde genehmigt und so konnten wir im Mai 2012 mit der ersten Saison hier im neuen Jurtendorf starten.

Vieles ist seither entstanden, viele Helfer haben mit angepackt... neue Ideen werden umgesetzt und es ist nach wie vor ein geliebter Ort für viele.

Mit viel Freude ist nun auch das Anbauen von unserem eigenen Gemüse ein Teil von unserer Arbeit geworden. Wir können mit Stolz sagen, dass etwa 95% von allem Gemüse, die für uns und unsere Gäste gebraucht wird (das ganze Jahr über) aus unserem Eigenanbau ist.

Von Herzen danke allen die mithelfen, dass das Jurtendorf weiter besteht und lebt!